Corona-Filter in Greifswalder Schulen nun möglich

Jörn Kasbohm

+++ Bürgerschaft bestätigte mit großer Mehrheit unsere Tischvorlage +++ Interview mit Christoph Volkenand +++

 

Zur Sitzung am 19.10.2020 bestätigte die Bürgerschaft mit großer Mehrheit unsere Vorlage "Unterricht an allen Greifswalder Schulen in Zeiten der Pandemie absichern mithilfe von geeigneten Luftreinigungsgeräten".

Insbesondere an Schulen, wo die Fenster nur anzuklappen sind, versprechen wir uns einen deutlich besseren Schutz für die Schüler. Die Beschaffung ist nun sofort möglich. Lediglich an der Fischer-Schule wäre dies nicht nötig. Denn sie hat ein modernes Belüftungssystem, dass die Luft solange automatisch austauscht, bis der CO2-Wert wieder unter 1.000 ppm liegt.  Damit sollten die Aerosole ebenfalls aus dem Raum weitgehend reduziert sein. 

Angeregt wurde diese Vorlage von Christoph Volkenand (Partei Mensch Umwelt und Tierschutz), Sachkundiger Einwohner unserer Fraktion im Bildungsausschuss. Daher einige Fragen an ihn:

Frage: Christoph, wie bist Du auf die Idee gekommen?
Seit dem ersten Lockdown habe ich aufmerksam verfolgt, an welchen Konzepten die Bundesregierung und die Landesregierungen arbeiten, um wieder Präsenzunterricht in Zeiten der Pandemie an den Schulen bundesweit zu ermöglichen.

Von Anfang an hatte ich dabei Zweifel, dass Lüften allein für alle Unterrichtsräume ausreichend sein würde, um die Aerosole in nennenswerter Größenordnung aus der Raumluft zu entfernen. Allerdings hatte ich anfänglich auch keinen geeigneten Vorschlag, um eine wirksamere Vorgehensweise vorzuschlagen. Und im Sommer war es hinsichtlich der Außentemperaturen ja zunächst vielleicht auch erstmal hinnehmbar, bei permanent geöffneten Fenstern zu unterrichten. Jetzt im Herbst und im anstehenden Winter fehlt mir die Vorstellungskraft wie bei permanent geöffneten Fenstern ein ordentlicher Unterricht möglich sein sollte.

Dann erfuhr ich vor kurzem in den Medien von den beiden Studien der Universität Frankfurt und der Universität der Bundeswehr München. Beide Studien kommen zu dem Ergebnis, dass bestimmte Luftreinigungsgeräte in Kombination mit anderen Maßnahmen einen wichtigen Beitrag dazu leisten können, die Ansteckungsgefahr mit Covid-19 in Unterrichtsräumen deutlich zu reduzieren. Da dachte ich, das ist die Lösung, um einen Lockdown an den Schulen erfolgreich verhindern zu können.

Frage: Hast Du vorher mit Schulen oder Lehrern gesprochen?
Da ich als sachkundiger Bürger im Bildungsausschuss der Stadt Greifswald mitwirke, sind mir viele Probleme der hiesigen Schulen bekannt. Und da jetzt schnelles Handeln gefragt ist, die Studie der Universität Frankfurt sogar im schulischen Praxisbetrieb erarbeitet wurde und die Bürgerschaftssitzung direkt vor der Tür stand, habe ich in diesem Fall ausnahmsweise darauf verzichtet, vorher mit Schulen oder Lehrerinnen und Lehrern zu sprechen. An dem Donnerstag vor der Bürgerschaftssitzung habe ich die Beschlussvorlage erstellt, am Montag war bereits die Bürgerschaftssitzung. Da war tatsächlich nicht die Zeit, zuvor noch mit allen Schulen Kontakt aufzunehmen. Aber es liegen ja nun genügend Berichte auch aus Greifswalder Schulen vor, die zeigen, wir haben den richtigen Punkt getroffen.

Frage: Sind alle Luftreinigungsgeräte gleichermaßen geeignet, um das Ansteckungsrisiko mit Covid-19 zu minimieren?
Nein, es ist durchaus wichtig, bei der Anschaffung auf bestimmte technische Merkmale der Geräte zu achten. Im Idealfall sollte ein Luftreinigungsgerät, das in Unterrichtsräumen eingesetzt wird, einen HEPA-Filter der Klasse H14 nutzen. Den haben nur die wenigsten Modelle. Auch der Volumenstrom sollte ausreichend sein, um die gesamte Raumluft mindestens 6 mal pro Stunde austauschen zu können. Einen etwas anderen, preiswerteren Ansatz verfolgt die Studie der Goethe-Universität Frankfurt. Statt eines einzigen großen Geräts, benutzten sie mehrere (3-4) handelsübliche Luftreiniger mit HEPA-Filter von Philips für die Untersuchung. Je nach Größe des Unterrichtsraums werden aktuell etwa €1.050,- bis € 1.400,- benötigt, um den Raum adäquat ausstatten zu können. Das Infektionsrisiko kann auf diese Weise um den Faktor 6 reduziert werden.

Frage: Wie soll es weitergehen?
In Greifswald haben wir jetzt erreicht, dass wir mit € 50.000,- erstmal die Unterrichtsräume ausstatten können, bei denen es am dringlichsten ist, weil z.B. die Fenster kaum geeignet sind, um ausreichend lüften zu können. Der nächste Schritt muss sein, schnell mehr finanzielle Mittel aufzutreiben, damit wirklich alle Schulen in Greifswald komplett mit geeigneten Luftreinigungsgeräten ausgestattet werden können. Hier sehen wir vor allem die Landesregierung in der Pflicht, entsprechende Mittel bereitzustellen, damit die Kommunen diese wirksame Maßnahme, um die Schulen auch in der Pandemie weiterbetreiben zu können, umsetzen können.

Parallel versuchen wir, eine Beschlussvorlage mit gleicher Zielsetzung auch durch den Kreistag zu bringen, damit alle Schülerinnen und Schüler, sowie Lehrerinnen und Lehrer im Landkreis einem geringeren Infektionsrisiko ausgesetzt sind.