Abschied
+++ Der langjährige Fraktionsvorsitzende legt sein Mandat in der Bürgerschaft nieder +++
Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,
unsere Wege trennen sich nach nun mehr als 30 Jahre gemeinsamer Kommunalpolitik in Greifswald.
Ich habe mein Mandat für die Bürgerschaft zurück gegeben und damit auch den Fraktionsvorsitz. Ich bin raus.
Die Lebenumstände haben sich in meinem privaten Umfeld doch sehr akut geändert. Dies braucht nun meine Aufmerksamkeit. Zu wenig Zeit werde ich künftig in Greifswald verbringen können. Eine verantwortungsvolle Kommunalpolitik oder sogar das Leiten einer Fraktion ist so nicht mehr zu gewährleisten. Es tut mir leid, das ich Euch nun so in Stich lassen muss.
Ich bedanke mich bei Euch für die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Denn diese mehr als 30 gemeinsamen Jahre waren spannend und lehrreich zu gleich. Die 90-ger Jahre waren geprägt vom Umbruch. Für viele war es ein dramatischer und auch verzweifelnder Umbruch, aber es war auch eine sehr dynamische Entwicklung beim Aufbau neuer, demokratischer Strukturen. Es war spannend, wie beeindruckend damals die Vertreter verschiedenster Parteien und Gruppen im Rathaus zusammenarbeiteten (beispielhaft die Dezernate Bildung, Kultur, Soziales, Wirtschaft und Finanzen). Die Zeit um 2000 wiederum war mit großen Haushaltsdefiziten verbunden. Die CDU meinte damals mit drastischen Personalkürzungen und das Verscherbeln von kommunalem Tafelsilber (Verkauf von Teilen der Stadtwerke und vor allem der kommunalen Wohnungsgesellschaft waren angeschoben) das Haushaltsdefizit beheben zu können. Zumindest das letztere, der Verkauf eben von kommunalem Tafelsilber, scheiterte. Die Zeiten ab 2014 waren wieder dynamischer, Umwelt und Klima sind nun fester Bestandteil der Kommunalpolitik. Wir waren und sind ein Teil davon.
Und nun? Aus meiner Sicht geht es weiter spannend und schwierig zugleich weiter. Umwelt- und Klimaschutz müssen weitergehen. Dazu bedarf es sozial ausgeglichener Ansätze und Sicherheit für die Lebensentwicklung der Greifswalder Einwohner. Die zunehmend auftauchenden rechten Thesen taugen nichts zur Bewältigung der Zukunft. Diese Vereinfachungen lösen unsere Probleme nicht. Das müsst Ihr nun hinbekommen. Und es geht nur im Bündnis. Aber eben vorläufig ohne mich.
Dazu sei mir die Abwandlung des Zitats einer doch bekannteren Dame aus der Uckermark erlaubt: "Ihr schafft das."
Jörn Kasbohm