Greifswalder Erklärung

Simone Dehn

+++ Die größte Demo im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie findet tagtäglich und bundesweit in den Arztpraxen und den Impfzentren der Republik statt - und nicht montags auf den Straßen einzelner Städte +++ Jetzt Petition unterschreiben +++

 

Liebe Greifswalder:innen,

wir machen uns Sorgen. Seit Wochen bzw. Monaten dominieren die Gegner:innen der Corona-Maßnahmen die deutschlandweite Berichterstattung. Auch in unserer Region gehen diese Menschen wöchentlich demonstrieren. Zur gleichen Zeit arbeitet in den Krankenhäusern unserer Region das Personal am Limit, um den Menschen ihr Leben zu retten. Ein Großteil der Menschen in der Region verhält sich vernünftig, solidarisch und empathisch. Restaurants und Einzelhändler:innen setzen die 2-G und 2-G- Plus Regel um, Kultureinrichtungen haben zum Wohl aller Menschen ihre Türen wieder geschlossen, viele Unternehmer:innen versuchen trotz Ausfällen mit 3 G, Quarantänen und Tests ihre Produktion auch in der Pandemie aufrecht zu erhalten. Existenzen sind gefährdet.

Wir wollen Verantwortung für unsere Stadt übernehmen, wir schließen uns zusammen. Die größte Demo im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie findet tagtäglich und bundesweit in den Arztpraxen und den Impfzentren der Republik statt - und nicht montags auf den Straßen einzelner Städte. Wir zählen uns zu den Millionen von Bürgerinnen und Bürgern, die mit ihrer Impfung nicht nur sich selbst, sondern auch Risikogruppen schützen und das völlig überarbeitete Personal in den Krankenhäusern nachhaltig entlasten wollen. Die Corona-Protestler:innen nutzen die Pandemie als Vorwand, um Krawall zu stiften, die Demokratie zu gefährden und die Gesellschaft zu spalten. Der Bruch geht durch Familien und Freundeskreise. Bewusst und offen suchen selbsternannte Corona-Kritiker:innen den Schulterschluss mit der rechtsextremen Szene. Teils aggressiv gehen sie gegen Polizist:innen vor und versuchen Andersdenkende einzuschüchtern. Wir können es nicht zulassen, dass diese kleine laute Gruppe noch lauter wird. Greifswald ist und soll auch fortan kein Aufmarschplatz der Rechtsextremen und Coronaleugner:innen sein.

Wir sind fassungslos. Wir wollen es nicht weiter hinnehmen, dass Freiheit in Egoismus umgedeutet wird. Einsamkeit und Isolation bedrücken viele Menschen. Seit Beginn der Pandemie sind allein im Landkreis Vorpommern-Greifswald über 375 Menschen an oder mit dem Virus gestorben. Von Politik und Polizei fordern wir deshalb, die illegalen Demonstrationen nicht zu dulden. Wir stehen hinter den staatlichen Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Corona-Virus. Wir vertrauen auf die Empfehlungen der Wissenschaft, um größeren Schaden von allen abzuwenden.

Wir freuen uns auf die Normalität des Lebens: auf Treffen mit Freund:innen im Restaurant, Theater-, Kino- und Konzertbesuche, Kindergeburtstage, Sport in den Vereinen und so vieles mehr, was wir gerade vermissen.

Wir ergreifen deshalb jetzt das Wort. Gesellschaft kann nur erfolgreich sein, wenn sie zusammensteht und den Dialog pflegt. Wir möchten, dass aus Greifswald wieder die vernünftigen, empathischen und solidarischen wie sachlichen Stimmen zu hören sind. Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo sie die Freiheit des anderen begrenzt. Dieser Punkt ist längst erreicht. Das solidarische Miteinander ist der einzige Weg, möglichst schnell aus der Pandemie herauszukommen.

 

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