Info zum 3. Bürgerworkshop zum Quartier Hafenstraße am 31. Januar 2018

Rudi Duschek, Marion Heinrich, Jörn Kasbohm

+++ Künftiges Wohngebiet an der Hafenstrasse (B-Plan 55) entwickelt Strategien auch für sozialen und bezahlbaren Wohnungsbau +++ Baugruppen und Genossenschaften als Bauherren gesucht +++ Beteiligung nur noch in diesem Jahr möglich +++ Stadt betritt konzeptionell Neuland mit der Entwicklung der Hafenstrasse +++ Querfinanzierung über Grundstückspreis: Wer Sozialbau betreiben will, bekommt Grundstück günstiger +++ Projektentwickler zur Unterstützung von Baugruppen haben sich vorgestellt +++ Kontakt zur UTB als Entwickler des Wohngebietes: Dr. Klaus Boemer (T: 030/4400874-181 oder -010, E-mail: Greifswald@utb-berlin.de) +++

 

3. Bürgerworkshop:
Der B-Plan Nr. 55 umfasst eine Fläche zwischen Hafenstraße und Altem Friedhof, auf der ein attraktives Wohn- und Mischgebiet für etwa 1.000 Einwohner und ca. 530 Wohnungen vorgesehen ist. Der Flächennutzungsplan weist das Plangebiet weitgehend als Wohnbaufläche aus. Nach den zwei erfolgreichen Workshops am 08.09.2016 und 26.06.2017 fand am 31.01.2018 wieder im Alten E-Werk / Marienstraße der 3. Bürgerworkshop zum Quartier Hafenstraße  statt.

Die Tagesordnung sah folgenden Ablauf vor:

°  Vorstellung des Masterplans im Ergebnis des Werkstattverfahrens

°  Wohnformen zur Miete
   - Sozial geförderter Wohnraum (z.B. ca. 5,50 Euro/qm)
   - Mitgliedschaft in einer Genossenschaft (z.B. ca. 7,50 Euro/qm)
   - Freier Wohnungsmarkt

°  Wohnen im Eigentum
   - Initiativen für Baugruppen
   - Erwerb von Eigentumswohnungen

Außerdem stellte ein Vertreter der Baugenossenschaft „Besser Genossenschaftlich Wohnen von 2016“ eG das von dieser Genossenschaft geplante Angebot im Quartier Hafenstraße vor. Ebenfalls stellte sich der Projektentwickler Winfried Härtel (Berlin) vor.

Wer hier noch einsteigen möchte, kann sich an die UTB wenden. Die UTB ist von der Stadt als Entwickler für diese Fläche beauftragt worden und sie muss bis Ende des Jahres die Ergebnisse vorlegen.

Kontakt: Dr. Klaus Boemer / UTB-Team (T: 030/4400874-181 oder -010, Greifswald@utb-berlin.de)

 

Besonderer Ansatz für ein verkehrsberuhigtes Wohn- & Geschäftsviertel
Vorgestellt wurde dort auch die Idee zu einem „Mobility Hub“. Es ist ein mehrstöckiges Gebäude, dass am Westrand des Gebietes entstehen soll. Am besten ist es als Mobilitäts- & Dienstleistungszentrum zu beschreiben. Denn es werden hier diverse Funktionen verbunden - wie Parken, Car-Sharing mit 10 Fahrzeugen sowie auch mit E-Mobilität, E-Bike-Station, Fahradstellplatz, Paket-Abliefer- & Anlieferstation, ÖPNV-Haltestelle, Quartiersmanagement, Entsorgungszentrale … usw.. Auch ein Kindergarten ist dort vorgesehen.

Ein zentrales Parken der Autos kennen und schätzen viele Greifswalder - Stichwort: Garagenkomplex. Diesmal ist es jedoch nicht nur der Garagenkomplex allein (und seine oft gepriesenen Freiräume für Freizeit und Hobby), sondern eine Vielzahl von möglichen Dienstleistungen. Mit dieser Funktionsvielfalt sollen eben die künftigen Einwohner des Viertels angeregt werden, nun ihre Autos dort zu parken und die wenigen hundert Meter zur Wohnung zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück zu legen. Natürlich kann man zum Kurzparken (z.B. Be- & Entladen) auch direkt zur Haustür. So soll der Verkehr in den Straßen im Viertel deutlich reduziert werden. Die Straße bekommt mehr Raum für Grün, Spielen, Flanieren usw. Es wird ruhiger.

 

Bürgerschaftsfraktion "DIE LINKE" - Was ist unsere Position dazu?
Schönwalde I+II sowie Ostseeviertel sind so ziemlich die einzigsten Stadtteile, die im großen Umfang noch preiswerte Mieten unter 5,50 €/m² bieten können. Das ist einerseits sehr gut, eben viele bezahlbare Wohnungen verfügbar zu haben. Anderseits ist dies sehr schlecht, da diese Option im wesentlichen nur in diesen drei Stadtteilen so vorhanden ist. 

Greifswald wächst, wir haben nur einen geringen Leerstand. Die Gebäude werden nicht jünger. Es ist also auch Bedarf an günstigen Wohnungsneubau. Selbst unsere WVG kann zur Zeit nur noch Neubau oberhalb der 8 €/m² umsetzen. Es laufen bei der WVG zwar Bemühungen, 2 Blöcke im Umbau gefördert zu bekommen, um dort dann doch noch neuen Wohnraum unter 5,50 €/m² anbieten zu können. Wir brauchen aber mehr neue Wohnungen im geförderten Sozialwohnungsbau (unter 5,50 €/m²) und im Bereich des bezahlbaren Wohnens (unter 7,50 €/m²).

Vieles an den hohen Baukosten sind u.a. durch Bundesgesetze bedingt. Kommunal kann man vor allem durch neue Wohnkonzepte, reduzierte Grundstückspreise und günstige Baugrundbedingungen unterstützend eingreifen. Der Baugrund ist in Greifswald in der Regel nicht sehr günstig (Torf). Aber die Grundstückspreise werden günstig gehalten. Es gibt kein Höchstbieterverfahren! Im Gegenteil, wer in der Hafenstraße sozial bzw. bezahlbar bauen will (mit Bindungsfristen), wird das Grundstück günstiger bekommen als der gutachterlich festgestellte Wert. Bauherren außerhalb dieser Rahmenbedingungen haben somit mehr zu zahlen. Es ist also eine Querfinanzierung.

Der größte Effekt jedoch wird durch neue Wohnkonzepte zu erreichen sein. Tiefgaragen oder Stellflächen im Erdgeschoß machen durchaus 10% der Baukosten aus. Um diesen Effekt sinnvoll zu gestalten, wird ein spezielles Verkehrskonzept benötigt (siehe oben den Aspekt "Mobility Hub"). Aber auch der Zuschnitt der Wohnungen und Gemeinschaftsflächen wird anders und wird damit kostengünstiger, wenn Bauherren diese Wohnungen als Genossenschaft oder zum eigenen Wohnbedarf (Baugruppen) bauen. Die UTB als Entwickler hat im Auftrag der Stadt dafür zu sorgen, dass 60% der Wohnfläche eben unter den ominösen 7,50 €/m² bleiben wird.

Manch einer wettert gegen dieses Querfinanzierungsprinzip. Aber zusammen mit den anderen Maßnahmen ermöglicht es ein Miteinander aller Einkommens- und Altersklassen sowie verschiedener Lebensauffassungen in einem Viertel in attraktiver Lage. Das wiederum ist der Kern - mehr günstigen Wohnraum nun auch als Neubau und eine gesunde Mischung der Einwohnerstruktur. 

Dazu ist die Hafenstraße ein Modellprojekt. Das hatte die AG "Bezahlbarer Wohnraum" angeregt. Ein Modellprojekt, um zu lernen, wie man ähnliche Prinzipien auch an anderen Stellen entwickeln kann. Damit günstiger Wohnraum eben nicht nur auf die drei Stadtteile SW I+II und OV beschränkt bleiben wird.  

Wir werden unseren Teil dazu beitragen, dass dieses Vorhaben vor allem in diesem Sinne erfolgreich sein wird.